Stell dir vor du reist mit deinem Fahrrad per Bahn in die Metropole Ruhr, um dort eine Fahrradtour zu machen. Die Bahnfahrt hat dich durstig gemacht, also beschließt du etwas dagegen zu unternehmen und suchst den Bahnhofs-Supermarkt auf. Da es etwas albern aussieht mit dem Fahrrad in der Hand an der Supermarktkasse zu warten, schließt du dein Fahrrad an ein Schild der Deutschen Bahn. Ist ja nur für ein paar Minuten.
Der Bolzenschneider
Nach rund fünf Minuten verlässt du den Supermarkt und gönnst dir einen ordentlichen Schluck aus der Pulle, ehe du bemerkst, dass sich jemand an deinem Fahrrad zu schaffen macht.
Und „zu schaffen machen“ meint „zu schaffen machen“. Mit schwerem Gerät, im Volksmund auch Bolzenschneider genannt, ist gerade jemand dabei die Kette, die dein Fahrrad sichert, zu knacken. Gut, so etwas soll an Bahnhöfen ab und an mal vorkommen.
Ein Detail ist anders: Der vermeintliche Fahrraddieb trägt eine Uniform der Deutschen Bahn und ist in Begleitung eines weiteren, etwas anders Uniformierten, auf dessen breitem Rücken die Lettern „DB Sicherheit“ prangen.
Freundlich sprichst Du den „Bolzenschneider“ an, erläuterst die Situation und teilst ihm mit, dass Du Dein Fahrrad jetzt gerne aufschließen und mitnehmen würdest, schließlich hast Du bis zu Deinem Nachtquartier noch knappe 30km zurückzulegen und für den späteren Nachmittag ist ja noch Regen angesagt.
Der Bahnmitarbeiter nimmt seinen Bolzenschneider zur Seite und überlässt dir das Feld. Natürlich nicht, ohne zum wiederholten Male Deine Missetat anzuprangern. Und um es noch mal ganz deutlich zu machen, endet er mit den unmissverständlichen Worten: „Dat is hier verboten!“
Letzter Halt: Hausverbot
Normalerweise wäre die Geschichte jetzt zu Ende. Wenn, ja wenn der immer noch erstaunlich gut gelaunte Metropolentourist – ich würde ihn vom Dialekt her in den Südwesten der Republik verorten – sich das freundliche „Das weiß ich jetzt auch!“ verkniffen hätte…
Spätestens das nimmt der Bolzenschneider persönlich und sieht sich zu einer finalen Aktion genötigt. Sich zum Sicherheitsbediensteten wendend raunzt er: „Schorsch*, jetzt reichts! Personalien und Hausverbot!“, drehte sich um und geht. Ich muss lachen. Laut. Ob es wirklich zum Bahnhofsverbot gekommen ist, weiß ich nicht, ich bin nämlich feige weggerannt. Ein drohendes Ruhrgebietsbahnhofbetretungsverbot wegen Lachens hätte mich im Job schließlich schwer einschränken können… 😉
Bolzenschneider – Kein Job wie jeder andere!
*Name von der Redaktion geändert